Samstag, 12. Dezember 2009

US-Visum

Gestern war also der große Tag in Bezug auf mein US-Visum! Genauer gesagt, mein Crewvisum. Was ich von Anfang an seltsam fand, ist, daß ich ja sehr wahrscheinlich in alle möglichen Länder auf dieser Welt kommen werde, und das einzige Land das so einen Aufwand um ein Visum macht sind die USA. Wen wunderts.
Jetzt aber zu dem Tag. Morgens um 7 Uhr ab in den Zug nach Frankfurt, nachdem ich zuhause noch mal überprüft habe, ob ich wirklich alles habe:
-Zahlungsbestätigung für die Visagebühr
-Formular DS-156, ausgefüllt und unterschrieben
-Passfoto (leider keine 5x5 cm, aber naja...)
-Briefe von der Reederei
-Reisepass
-frankierter Rückumschlag
Alles klar. Der Zug natürlich proppenvoll, wegen Schülern, Pendlern, etc.
Dann in Frankfurt angekommen, erstmal einen Überblick verschafft:
-Wo fährt die U-Bahn, die ich brauche?
-Was für eine Karte muss ich mir dafür ziehen?
-Wo sind die billigsten Schließfächer?
-Wo kriege ich noch schnell was zum Frühstück?
Nachdem diese Fragen geklärt waren, erstmal meine Sachen ins Schließfach sperren. Man darf ja weder elektronische Geräte (Handy etc.), noch explosive Gegenstände (Deo etc.) mit reinnehmen. Ins Konsulat. Auch keine undurchsichtigen Mappen. Also hab ich mich nur mit Geldbeutel, Schließfachschlüssel und Klarsichtmappe auf den Weg gemacht.
Angekommen am Generalkonsulat, musste ich mich erst mal in die Schlange stellen "Nichteinwanderungsvisa". Dort musste ich einem Mitarbeiter (also eigentlich schon bevor ich mich in die Schlange stellen durfte) meinen Reisepass, mein DS-156-Formular und vor allem die Seite mit dem Barcode zeigen, und der hat mir dann einen Zettel in meinen Reisepass gelegt, mit dem ich mich dann anstellen durfte. Dann warten, bis man an ein Fenster gerufen wird, wo man nochmal seinen Reisepass zeigen muss, der Zettel von vorhin gegen ein Ticket ausgetauscht wird und man angewiesen wird sich in der Schlange nebendran, die noch länger ist anzustellen. Dort darf nur anstehen, wer dieses Ticket hat, wie uns auch ein lustiger amerikanischer Wachmann erklärte: "Otherwise they'll cut my hair off". Was bestimmt eine große Strafe für ihn gewesen wäre, angesichts der Frisur, die unter der Mütze zu erkennen war.
Nach nochmal 20 Minuten Anstehen in der Eiseskälte, aber gut unterhalten von dem Wachmann ("I'm rich of material and that's more worth than wealth!") durfte ich endlich rein, mit noch drei anderen. Dort dann, wie am Flughafen, alle Sachen aus den Hosentaschen und der Jacke räumen, und alles in so einen blauen Kasten legen, der dann durch ein Röntgengerät fährt. Währenddessen darf man durch einen Metalldetektor gehen und darauf hoffen, dass es nicht piept. Bei mir hat es nicht
gepiept, also durfte ich weiter, zu einer anderen Tür wieder raus, und ins nächste Gebäude. Dort bekam ich dann einen blauen Zettel (Wie man seine Dokumente ordnen soll, damit es nachher schneller geht) und die Anweisung mich auf einen Stuhl zu setzen und zu warten, bis die Nummer, die auf meinem Ticket steht aufgerufen wird. Man kann sich den Raum als einen Wartesaal vorstellen, mit Stuhlreihen, Passfotoautomaten, Computerterminals, einem Snackpoint in einer Ecke und um drei Wände ungefähr Fenster an Fenster, wo einen die Interviewer erwarten. Also hinsetzen und warten. Nach 20-30 Minuten endlich meine Nummer. Also bin ich los zu dem Fenster und schiebe ihr meine Papiere drunter durch (wie auf der Bank). Jetzt muss ich mir erstmal anhören, was ich angeblich alles hätte noch ausfüllen müssen, bla. Dann geht sie los und als sie wiederkommt, erklärt sie mir, als ob ich dran schuld wäre, mein Drucker wäre so schlecht, der Barcode für das Gerät nicht leserlich, ich solle an einen der Computer gehen, und das Formular noch einmal ausfüllen, danach unaufgefordert zu dem Schalter nebendran gehen, sie wäre dann nicht mehr da.
Also ich zu dem Computer gelatscht, alles nochmal ausgefüllt, ausdruckt und wieder zurück. An der Fensterreihe war kein Mensch mehr. Naja. Zum Glück kam doch noch eine vorbei und sagte nur, ihr Kollege käme gleich.
Dem war auch so und schon stieg meine Laune wieder. Der war nämlich einfach nur nett! Hat einfach ganz unkompliziert meine Papiere genommen, Fingerabdrücke genommen, versucht mich zum Lachen zu bringen (ich sähe gestresst aus), ohne Kommentar das angeheftete Foto von dem alten Exemplar abgeknibbelt (Wie gut, daß ichs angeheftet hatte, nicht angeklebt)und die Sachen, die vorher bemängelt wurden, waren gar kein Problem. Waren sie vorher wahrscheinlich eigentlich auch schon nicht.
Dieser nette Mann von Fenster 2 hat mir den Tag gerettet! Ganz einfach.
Dann musste ich mich nochmal kurz hinsetzen, bis ich wieder aufgerufen werde (Keine 10 Minuten, hat mir der Kerl versprochen), 5 Minuten später schon seh ich meine Nummer auf der Anzeigetafel, also ab zum nächsten Fenster. Die Frau dort hat erst mal mit nem Daumenabdruck von mir kontrolliert, ob ichs wirklich bin, die vor 5 Minuten von Fenster 2 weg ist und jetzt die restlichen Fragen beantworten muss. Ihr dann noch verschiedene Sachen in meinem Formular erklärt um dann endlich den Satz zu hören, auf den ich den ganzen Tag gewartet habe:
Ihr Visa ist genehmigt, sie bekommen Ihren Reisepass in ungefähr einer Woche zugestellt! Hurra!
Also wieder ab zurück zum Bahnhof um festzustellen dass
1. mein Schließfach wieder erwarten nicht aufgebrochen wurde (hatte so einen instabilen Eindruck gemacht) und
2. mein Zug gerade wegfuhr und der nächste erst zwei Stunden später geht.
Hatte ich wenigstens Zeit zum Mittagessen. Juppidu.
Und jetzt warte ich gespannt auf die Post, die meinen Reisepass mit dem US-Visum drin bringt!

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