So. Ich bin jetzt schon fast ein Jahr von meinem Praxissemester auf See zurück und kann nur sagen: Es war toll!!! Nochmal!!! Harte Arbeit, aber für mich absolut lohnend! Ich bin jetzt fast bereits im 4. Semester in Schiffsbetriebstechnik und ich will auf jeden Fall noch einmal fahren!!! Mindestens!
Am 8.3.2010 bin ich aufgestiegen, auf die "Beluga Recommendation", ein Multi-Purpose-Schiff. In meiner Zeit an Bord haben wir so ziemlich alles transportiert, von Transformatoren, Windradflügeln, Wohncontainer für eine Bohrinsel, bis zu Dünger. Rumgekommen bin ich auch ein wenig, gestartet in der Türkei habe ich unter anderem Odessa, Venedig, Dubai, den Iran, Karachi, Yokohama, Indonesien, China, Thailand und Vietnam gesehen. Und Mega-Sonnenbrände gehabt.
Zu meinen Aufgaben als Maschinenkadettin gehörte vor allem das Putzen in der Maschine. Öl wegmachen. Neu streichen. Assistieren bei Reparaturen. Temperaturen und Betriebsstunden ablesen. Aber auch nach und nach viele Dinge selbst instandhalten und einige Aggregate selbst an- und abzuschalten. Oder auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Öl nachfüllen. Und Putzen. Viel Putzen und Malen.
Ab und zu, weil wir viele Kadetten waren, auch Decksarbeit. Entrosten, Malen und Dinge reparieren, neu bauen, wie zum Beispiel Sicherungshaken für Türen oder maßgefertigte Halterungen für Mülltonnen, Klimaanlagen etc. Es muss ja alles seinen festen Stand haben auf See.
Außerdem im Hafen an Deck helfen, da muss bei Schwergut die Crew meistens noch richtig ran. Mit der großen Flex die Stoppeplatten abcutten, welche das Ladungsstück an Ort und Stelle halten, an denen auch die Gurte zum Verzurren befestigt werden. Entlaschen, also die sehr festgezurrten Gurte und Ketten lösen, helfen das Stück an den Kran und sicher rauszubringen. Und Gangwaywache stehn. Jeden kontrollieren, der an Bord kommt und wieder geht und in ein Buch eintragen. Meistens in 6-Stunden-Schichten, also 6 Stunden Arbeit, 6 Stunden Pause. Überstunden sind die Regel. Meine längste Arbeitszeit am Stück, natürlich mit Pausen zum Essen: 22 Stunden. Danach 5 Stunden schlafen und dann wieder an Deck. Beim An- und Ablegen mit den Leinen hantieren. Gefährlicher als es aussieht, es muss schnell gehn und man darf nirgends im Weg stehn.
Alles in allem harte körperliche Arbeit, selten geregelte Arbeitszeiten, Kontakt mit daheim über Briefe und Emails, teure Satellitengespräche von der Brücke aus oder in Landnähe Handy! Da meckert auch keiner, wenn man bei Empfang nach langer Zeit auf See mal eine Pause zwischendrin macht und daheim anruft oder eine SMS schreibt. Das machen dann alle :)
Am 18.9.2010 bin ich dann wieder in Rostock abgestiegen...
Was hab ich gelernt?
Ich bin zu mehr in der Lage, als ich jemals gedacht hätte.
Verantwortung. Für das was ich tue, weil jede Aufgabe, die man bekommt, richtig erledigt werden muss, um niemanden zu gefährden.
Das Sonnenaufgänge auf See die schönsten sind. Auch wenn ich immer noch nicht freiwillig dafür aufstehn würde.
Knoten. Viele Knoten, die eigentlich einfach sind, wenn man sie mal kann. Und nützlich.
Welche Flagge man wann hochzieht, wie man damit grüßt und wo sie am Schiff wann zu sein haben. (Ganz rot ist Bravo, heißt das Schiff bunkert gerade, also tankt auf)
Metallverarbeitung mit Improvisieren. Wenn mal ein Werkzeug nicht vorhanden ist, dann ist es halt nicht da. Auch in den nächsten Wochen nicht, weil woher soll mans nehmen? Also immer und ganz wichtig: Improvisation!
Das ich nie wieder etwas anderes machen möchte, als zur See zu fahren.